Montag, 16. Juli 2012

In memoriam: Lizzy

Unsere Lizzy
Donnerstag 30. Oktober 2002, Tierheim Vösendorf

Käfige, nicht als Käfige, und darin Katzen, groß, klein, laut schreiend, leise miauend, in allen Farben und Größen. Rassekatzen neben Hauskatzen.

Die Quarantänestation des Wiener Tierheims

Hierhin kommt man als normaler Interessent eigentlich nicht, aber Vincent – gerade mal 16 Wochen alt - braucht einen Kumpel und die Pflegerin hat da "was" für mich. Sitzt allerdings noch in der Quarantäne.

Doch sie stoppt nicht bei den Katzen sondern macht halt bei einem Meerschweinchen - mit vielen langen struppigen Haaren - das still mit dem Rücken zu uns in seinem Käfig hockt. Dann wird die Tür geöffnet und gleich drauf, halte ich das kleine Bündel Leben im Arm. Doch keine Meerschweinchen. Ich schaue in große bernsteinfarbene Augen und ein zierliches Gesicht. Ausgesetzt wurde sie, sagt man mir, wahrscheinlich eine Ostkatze, die nicht verkauft werden konnte. Dann einfach entsorgt und ihrem Schicksal überlassen.

Das verlassene Bündel Fell ist eine Perserkatze. 8 Wochen alt, doch das Gesicht wirkt irgendwie alt. Vincents neue Gefährtin!



Lizzy, soll sie heißen, wiegt keine 800g und ist nicht 8 Wochen sondern - laut meiner Tierärztin - mindestens 6 Monate. Sie hat bereits keine Milchzähne mehr. Sie ist schüchtern, introvertiert und scheint keinerlei menschlichen Kontakt gewöhnt. Doch sie mag ihn, den Vincent, und er mag sie. Putzt sie liebevoll und sie teilen sich bereits am 2ten Tag ein Körbchen.

Lizzy ist eine andere, seltsame Katze, keine Schmusekatze, dafür still und zurückhaltend. Doch sie mag es gestreichelt zu werden, wenn sie sich wohlfühlt wird getrittelt, keine kann tritteln wie sie, dieser Gesichtausdruck, diese Hingabe, niemals zuvor gesehen bei einer Katze.

Vincent und Zwergi, wie wir Lizzy aufgrund ihrer Mini-Statur rufen, verstehen sich gut, er wird ihr bester und einziger Katzenkumpel. Perser zu Perser. Niemals mehr nach ihrer Trennung hat Lizzy mit einer anderen Katze wirklich harmoniert. 

Lizzy und Vincent


Lizzy mag gutes Essen und sie nimmt in den ersten Monaten gut zu, von 800g auf über 2kg, doch ein Zwergi wird sie zeitlebens bleiben.

Im Dezember 2002 kommt sie zum ersten Mal nach Kärnten. Und es gefällt ihr gut, das Haus der Eltern, die Fußbodenheizung im Bad, der viele Platz, die vielen Verstecke.

Erst im Frühjahr wird sie das dann das Begehrenswerteste für sie in Kärnten entdecken: Freigang.

Sie liebt den Garten, die Verstecke, das Sonnenliegen, jede Rückfahrt nach Wien mit ihr ist schlimm, besonders als 2003 Legolas einzieht. Sie mag diese unruhige und lebhafte Katze nicht, und v.a „stiehlt“ er ihr den besten Freund, Vincent.

Relaxed, mit Sommerhaarschnitt ;)


Als im Herbst 2004 feststeht, das wir im Juni 2005 endlich in eine neue Eigentumswohnung in Wien ziehen werden und Lizzy nach 4 Wochen Aufenthalt in Villach völlig unleidlich wird, treffen wir eine schwerwiegende Entscheidung: Bis zum Sommer 2005 soll Lizzy in Villach wohnen, dann soll sie mit uns in die neue Wohnung mitkommen.

Doch als ich Lizzy zu Weihnachten 2004 nicht mehr nach Wien mitnehme, weiß ich, dass sie IHR zuhause gefunden hat. Sie wird nicht mehr nach Wien zurückkehren!

In den nächsten Jahren lebt sie ein Traumkatzenleben.

Eigenes Personal das sich um ihr Wohlergehen kümmert (= meine Eltern), Wintergarten, Garten, eine ziemlich katzensichere Umgebung, die Freigang erlaubt. 

Und sie genießt diese Jahre, wird trotz 3er kätzischen Mitbewohner zum Einzelgänger. Nichtsdestotrotz sie ist zufrieden, sehr zufrieden.

Doch eines Tages ist Lizzy verschwunden. Alle Suchaktionen bleiben erfolglos, wir informieren Tierheim, Strassenverwaltung, inserieren in den Tageszeitungen, melden sie bei TASSO abgängig, aber niemand hat unsere Prinzessin gesehen. Langsam finden wir uns mit dem Verlust ab, suchen weiter, aber die Hoffnung sie lebend zu finden, schwindet.

Völlig unerwartet wird sie nach 5 Tagen gefunden, steckengeblieben in einem Abluftrohr unter einen Fenstergitter, kein Mensch weiß wie sie dort hingekommen ist. Und warum sie sich bei den Suchaktionen nie bemerkbar gemacht hat.   

Lizzy kann nach 5 Tagen aus ihrer misslichen Lage befreit werden werden. 

Einfach nur...Lizzy
2009 verkraftet Lizzy einen Antibiotikaspritze gegen ihren Katzenschnupfen nicht und hört auf zu essen. Und wird depressiv. Wochenlang wird sie künstlich ernährt, Royal Canin Rekonvaleszenz Pulver ihre einzige Nahrung, eingegeben Löffelchen für Löffelchen von meiner Mutter. Ihr fallen die Haare aus, sie scheint zum 2ten mal knapp vorm Tod. Wir versuchen es mit Homöopathie, Aufbaumittelchen und Cortison. Doch sie gibt sich auf.

Da sie sich nicht mehr putzt, bade ich sie, anschließend frisst sie ein komplettes 100g Schälchen leer. Und am nächsten Tag wieder... Wiedermal war der Tod nahe.

2011, verbringt Lizzy 2 Wochen bei uns in Klagenfurt, wir behandeln ihren nervigen Katzenschnupfen mit Antibiotika. Da sie Tabletten immer wieder ausspuckt, spritze ich ihr das Antibiotikum und es wirkt, der Schnupfen ist weg. Doch sie ist inzwischen eine sehr komplizierte Katze geworden, mag keine anderen Katzen mehr, sogar Vincent, ihr Kumpel aus Kindheitstagen wird angefaucht und verjagt. Am liebsten liegt sie im elterlichen Badezimmer, oder im Wintergarten in kleinen kuscheligen Körbchen, da verschläft sie die meiste Zeit, nur zum Fressen und Abholen von Streicheleinheiten wird das Personal aufgesucht, und ja, im Garten ist sie noch immer gern, allerdings nur in Begleitung, da wird kontrolliert ob Mutter wohl fleißig arbeitet, die frisch eingesetzten Pflänzchen zwecks Düngung wieder ausgebuddelt.

Im Sommer erleidet Lizzy dann einen Sonnenstich, typisch Lizzy, wohl einfach zu lange in der Sonne gelegen. Sie ist dehydriert und braucht Infusionen, auch beim Tierarzt bemerkt man nicht, dass eine Fliege bereits ihre Eier in die völlig entkräftete Katze abgelegt hat. Am nächsten Tag ist die Katze voller Maden, aber es wäre nicht Lizzy,wenn sie nicht dies nicht überstehen würde.

Doch Anfang 2012, im Feber, wird klar, es ist wohl Lizzys letztes Jahr.

Mein Vater entdecke am Bauch einen Tumor, der sofort entfernt wird. Doch das Biopsieergebnis ist gnadenlos, Adenokarzinom :(

Lizzy muss sterben! 

Das letzte Foto von Lizzy


Noch unglaubliche 5 Monaten kann sie das Leben geniesen, v.a im Frühjahr ist sie in erstaunlich gutem Zustand, frisst mehr den je, geniest die Sonne, geht in den Garten.

Erst die letzten 2 Monaten wird sie wirklich todkrank, der Bauch füllt sich mit Wasser, der Tumor ist zurück!

Sonntag 15. Juli 2012

Lizzy stirbt in der Nacht von Samstag auf Sonntag in ihrem heiß geliebten Minihäuschen, sie hatte bis zum Schluss keine Schmerzen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was für eine schöne traurige Geschichte. Konntest ihr Lizzy irgendwo beerdigen?

catfischlis hat gesagt…

Danke ...

Lizzy liegt im Garten, neben Purzi, Wuggie und Mooney, mit denen sie jetzt hoffentlich hinter der Regenbogenbrücke friedlich vereint ist :)

Anonym hat gesagt…

Sehr schön dann ist sie nicht alleine und in guten Händen. Wir haben unsere 4 Hamster im Garten beerdigt.

catfischlis hat gesagt…

Ich bin überzeugt es geht ihr jetzt gut, wo immer sie auch sein mag....